Slowenien 2017


Ende Juni 2017 verbrachte ich fünf Tage im malerischen Bled in Slowenien, von wo aus ich täglich eine Tour absolvierte. Was sich bis hierhin so unspektakulär liest, war ich in Wirklichkeit meine bis heute vielleicht härteste Bike-Woche. Die heißen Temperaturen, regelmäßig zwischen 33 und 35 Grad, und die enorme Luftfeuchte, insbesondere im Wald, gepaart mit der regionalen Besonderheit starker, langer Steigungen über teils sehr verblocktes Gelände bzw. Wege, die mit Geröll gepflastert waren, nagten mit den Tagen doch arg an mir. Auch gab es keine einzige Tour, auf der ich nicht mehrfach mein Rad über hunderte Meter mitten durchs Unterholz über steile Wandertrails tragen und schieben musste. Als ob das noch nicht genug Anstrengung bedeutet hätte, kam noch hinzu, dass Slowenien ein Land voller zwar wunderschöner, aber auch ursprünglicher Natur ist und als solches Heimat für 500-800 Braunbären und über 3000 Wölfe sowie Hornottern (Giftschlangen), Vogelspinnen und Skorpione. Eine im Vorfeld an Fachleute gesandte E-Mail mit der Frage, wie hoch auf meinen Routen die Wahrscheinlichkeit ist, einem Bären zu begegnen, wurde mit der Auskunft, dass man es zwar für recht unwahrscheinlich halte, dass ich einem begegne, man es jedoch nicht ausschließen könne, beantwortet. Zudem waren die Waldgebiete immer menschenleer. Weder Wanderer noch Radfahrer begegneten mir - komplette Einsamkeit. So fuhr auf diesen sowieso schon mit stundenlangen Auffahrten gespickten Routen auch immer die schlechte Fantasie mit. Nichtsdestotrotz war diese Woche ein voller Erfolg und ein großes Abenteuer. Eine wunderschöne Natur, ungekünstelt, wie man sie nicht überall zu sehen bekommt. Dazu hervorragendes Essen und natürlich Sonne pur.


Rad: ROCKY MOUNTAIN Thunderbolt 750 (27,5")
Genutzte Bereifung:
Continental Mountain King 2,4" (v) / X-King 2,2" (h)

Tagesstrecken (ab Bled):


Tag 1: Vintgar Klamm - Aussichtsrundfahrt (36 km)
Tag 2: Fahrt ab und zurück nach Kobarid entlang der Soča (30 km)
Tag 3: Berghütte "Valvasorjev dom pod Stolom" (34 km/1400 hm)
Tag 4: Höhensiedlung Goreljek (46 km/2100 hm)
Tag 5: Bohinjsko Jezero/Wocheiner See (63 km)



Bleibende Eindrücke:


  • 2000 Höhenmeter nach gerade einmal 26 Kilometern auf der Hinfahrt nach Goreljek sowie die 1400 hm nach 16 km auf der Hinfahrt zur Berghütte in den Karawanken am Tag 3.
  • Das sich wiederholende Auf und Ab der Strecken zusammen mit den Massen von aggressiven Pferdebremsen in schwühl-heißer Luft nagte nicht nur an der Motivation, sondern auch an der Kraft.
  • Das kräftezehrende Tragen und Schieben des Bikes über verblockte Wanderwege. Horror-Highlight: Die Treppe des Wasserkraftwerks in Moste, die außergewöhnlich hohe, aber nicht sehr tiefe Stufen aufweist und an einer Seite zugewachsen ist, so dass sie sowohl sehr eng ist als auch  keinen Halt oder Platz zum Manövrieren des Vorderrads bietet. Da heißt es, das Bike mit zwei Armen hochhieven und dann ohne Halt gleich mehrere Stunfen schnell hinter sich lassen
  • Auch kurios: Der sich an das Wasserkraftwerk anschließende, superschmale Trail entlang des Abhangs, der am Ende in einen tiefschwarzen Tunnel mündet, welcher Fragen wie "Wie tief mag er sein?" oder "Was lebt vielleicht darin?" aufwirft und einen dazu zwingt, sich zu entscheiden, ob man vor oder zurück geht.
  • Überwältigendes Bergpanorama und türkisblaues Soča-Wasser.

Fotos: